Regensburg,
18. März 2006 (orv) - Hart, härter, Regensburg,
so der Tenor einiger bei den deutschen Crosslaufmeisterschaften
in Regensburg. Nachdem der Winter Anfang März in
Bayern, und nicht nur da, noch einmal kräftig zugeschlagen
hatte, standen die Aktien für das Laufen in freier
Natur schlecht. Darunter litten auch die Meisterschaften
in Regensburg, wo man nur unter Einsatz aller Kräfte
und mit allen vorhandenen Erfahrungen Bedingungen präsentieren
konnte, die eben das schier Kapriolen schlagende Wetter
zu verantworten hatte. Der Begriff "schwer"
hängt eben stark vom Geläuf ab und Schnee und
Eis, gleich welcher Konsistenz ist für solches eigentlich
immer unerwünscht.
Als Organisator von nun schon drei deutschen Meisterschaften
im Querfeldeinlauf kann ich all die Besserwisser, die
eine Entschärfung der Strecke im unmittelbaren Vorfeld
der Meisterschaften ins Kalkül ziehen, mit Sicherheit
schlagkräftige Argumente entgegenhalten.
Zunächst einmal ist ausgangs des Winters durch die
starke Sonneneinstrahlung am Tag und durch den oft starken
Nachtfrost die Beschaffenheit des "gefrorenen Wassers",
ob nun Schnee, Schneematsch oder auch Eis nur vorsichtig
erahnbar. Ein Versetzen der Begrenzungspfosten war zudem
unmöglich, weil die meisten der 700 Stück fest
eingefroren war. So hatte sich auch die Weitsicht des
Ausrichters, jene schon im November in den Boden zu rammen,
zum ersten Mal bei der dritten Auflage voll ausbezahlt.
Selbst das ist aber nicht überall möglich, weil
für Crosslaufveranstaltungen nur selten ein Gelände
zur Verfügung steht, wo jene Holzlatten eben über
drei Monate postiert bleiben dürfen. Nun gut, die
Strecke war vielleicht die härteste aller drei DM-Parcours.
Unfair war sie gegenüber den Läufern nicht,
was mir von fast allen Beteiligten bestätigt wurde.
Ich meine denn auch, dass uns die Diskussion über
die nicht einkalkulierbare Streckenbeschaffenheit nicht
unbedingt weiterbringt. Genauso wie die Festplatte des
Computers von Zeit zu Zeit defragmentiert werden muss,
genauso müsste der Jahresterminplan des Blockes Laufs
wieder einmal bereinigt werden. Im DLV hat man damit bereits
zaghaft angefangen. Die 10 km gibt es ab 2007 im Kalender
als DM nicht mehr, die Meisterschaften im Querfeldeinlaufen
wurden vom November ins Frühjahr verlegt. Das reicht
aber bei Weitem noch nicht, will man der Laufszene wieder
ein Szenario anbieten, das leistungsorientiertes Planen
zulässt. Meines Erachtens braucht es dafür keine
Ausrichtung an den internationalen Events, weil daran
nur verschwindend wenig deutsche Elite-Läufer/Innen
teilnehmen, die in Hinblick darauf die Meisterschaften
nicht unbedingt benötigen. Mit weiteren kleinen Eingriffen
in den Kalender könnte man durchaus große Fortschritte
nach vorne machen. Weg mit den Halbmarathonmeisterschaften
Mitte bis Ende März Richtung September und schon
wären zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen. Der
März würde sich nun bis Mitte April für
eine veritable Crosssaison präsentieren. All jene
die auf Doppelperiodisierung und Halle setzen, hätten
ihren Freiraum von Januar bis Ende Februar und im Frühherbst
könnte ein wunderbarer Straßenblock mit 10
km auf Landesebene und den beiden DM's im Halbmarathon
und Marathon entstehen.
Bliebe da noch der Zeitraum nach der Crosssaison Anfang
bis Mitte April bis zu den ersten wichtigen Bahnwettbewerben
Anfang Juni. Warum und weshalb man da deutsche Langstreckenmeisterschaften
über 10.000 m und noch viel schlimmer für die
weibliche Jugend über 5000 m postiert, wissen nur
die Götter. Natürlich kann man sich hier über
die Grundlagenausdauer für irgendwelche internationalen
Events qualifizieren. Eine Aussage für die erwünschte
Topform drei Monate später hat das Ganze aber nicht.
Ich meine, wer eine 13:45 im Vorjahr anbieten konnte,
wenigstens einigermaßen ernsthaft leistungsorientiert
trainiert, braucht sich Anfang bis Mitte Juni keine Gedanken
über eine 28:45 machen, auch wenn er im Vorfeld vielleicht
ein bisschen 5000 m-lastig arbeitet, und auch keine, ob
er innerhalb von vielleicht zwanzig Tagen 10.000 m und
5000 m verkraftet. Sollte er all dies nicht können,
wären durchaus Gedanken über sein Training bzw.
die Tauglichkeit für die längste Bahndistanz
im ganz Speziellen durchaus angebracht. Die Form zu jenem
fiktiven Zeitpunkt im Juni könnte dann durchaus Aufschluss
über den geplanten Formhöhepunkt im August geben.
Weil wir nun schon beim Saubermachen der Saison sind,
bleibt festzuhalten, dass nun im Mai eine piksaubere,
störungsfreie erste Bahnvorbereitung möglich
wäre. Natürlich werden nun tausend Trainer und
tausend Athleten/Innen tausend Argumente für den
jetzigen, völlig überlasteten und wenig strukturierten
Jahresterminplan finden. Sie alle aber sollten bedenken,
dass jenes nun neu beschriebene Modell, in den 70er Jahren
erfolgreich praktiziert wurde. Eine 28:45 war damals keine
Hürde für deutsche Läufer, um zu einer
EM zu kommen. 28:45 hätte damals nicht einmal national
gereicht, um dabei zu sein, wenn es um DM-Titel ging.
von Kurt Ring
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