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Ein Olympiasieger wechselt
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07. März 2006 |
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Dieter Baumann sieht
die Dinge nun durch die Trainerbrille
Regensburg,
07. März 2006 (orv) – Bei den letzen deutschen
Crosslaufmeisterschaften in Regensburg war er noch der
gefeierte Held auf der Langstrecke der Männer. Jetzt
ist Dieter Baumann, der 5000 m Olympiasieger von 1992
nach einer glamourösen, oft auch recht schwierigen
Läuferkarriere ins Trainerfach übergewechselt,
wobei die Bezeichnung "Trainer" dem Tausendsassa
im deutschen Laufbereich nur schwer gerecht wird.
An seinen Regensburger Auftritt erinnert er sich gerne:
"Für mich war Regensburg ein toller Cross, ein
schönes Erlebnis. Die Strecke war sehr gut zu laufen.
Relativ trocken also und für mich als "Roller"
war das sicherlich von Vorteil. Allerdings hat der Parcours
natürlich seine Tücken und ist sehr anspruchsvoll."
Die aufwendigen, knöcheltiefen Schlammpassagen hat
er inzwischen aus seinem Gedächtnis gestrichen.
Cross sieht Baumann "für alle Läufer -
Bahn oder Straße - als einen optimalen Trainingsreiz.
"Leider hat sich der Cross in Deutschland nie richtig
behaupten können. Und heutzutage ist es natürlich
auch sehr schwer, sich mit einem Cross gegen die vielen
Straßenveranstaltungen durchzusetzen."
Seinen wohl doch etwas ungewollten "läuferischen
Rückfall" beim Tübinger Nikolauslauf, als
er, nun schon vierzigjährig, alle seine weit jüngeren
Schützlinge stehen ließ, schiebt er ganz schnell
in die Ecke "Funlauf" und wehrt sich vehement,
irgendeinem Konkurrenten noch etwas "auswischen"
zu wollen. "Ich laufe nicht, um jemand eines auszuwischen.
Ich laufe weil es mir Freude macht. Dazu gehört auch
ab und an ein schneller Laufschritt. Es ist zwar richtig,
dass ich manchmal mit den Top Leuten mithalten kann, aber
das ist nur eine Momentaufnahme und für nur ein Rennen
machbar. Eine ganze Saison würde ich das nicht mehr
schaffen. Generell würde ich die Situation als sehr
schwierig einschätzen. Wir bräuchten eine konzentrierte
Aktion, die im Nachwuchsbereich anzusetzen wäre,
mit allen Kräften und Trainern die wir zur Verfügung
haben. Aber im Moment sind wir leider zu sehr Einzelkämpfer
- jeder für sich."
Für
Verbesserungen im deutschen Laufbereich fordert er Strukturveränderungen
und bringt dafür auch gleich ein Beispiel: "Noch
immer bekommen wir eine strukturell gute Zusammenarbeit
mit klaren Kompetenzen im Bereich DLV und den Landesverbänden
so nicht hin." Den Aderlass der deutschen Lauftalente
beim Übergang in die Erwachsenenklasse spricht er
eine große Problematik zu: "Die Konkurrenz
im beruflichen Alltag ist groß und jeder junge Mensch
muss sich frühzeitig für seine Karriere oder
berufliches Weiterkommen bemühen. Leistungssport
kann dabei sehr hinderlich sein und wird im Zweifel eingestellt."
Abschließend gibt der Olympiasieger Jungtalenten,
deren Laufentwicklung einmal ein wenig stockt, einen ganz
einfachen Rat: "Dranbleiben, dranbleiben, dranbleiben."
Fotos: Dieter Baumann
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