
Trügerische Tempoverschiebungen im Verlauf des Winters
In der ersten Hälfte der VP1 (Oktober bis Dezember) werden in der Regel (bis auf die in der Berechnung zu vernachlässigenden Sprinteinheiten) hauptsächlich aerobe Trainingsmittel eingesetzt. Der Fokus der Athleten in Richtung Leistungszuwachs wird auf die Schwellenprogramme, dennoch in der Geschwindigkeit aber unter der vL3 liegenden Belastung gelegt. Die Zuwächse innerhalb dieser Periode bezüglich der vL3 sind deshalb oft vorzüglich. Während der zweiten Hälfte der VP1 werden diese Programme mit überschwelligen Schwellenprogrammen, also leicht anaeroben Anteilen ersetzt. Dazu kommen mindesten 4-5 hoch anaerobe Renneinsätze. Dies puscht die Form, die Ergebnisse lassen sich sehen.
Wer die Basis vergisst, baut auf Sand
Hier können gravierende Fehler für die Sommerform nicht ausgeschlossen werden. Wer in dieser Periode seine Dauerlaufanteile durch zu langsames Laufen (leere Kilometer) stark vernachlässigt, schwächt seine aerobe Basis erheblich, ohne dies zum jetzigen Zeitpunkt zu merken. Die individuelle vL3 sinkt drastisch, die eigentlich extensiv angesetzten Temposerien mit kurzen Pausen und hoher Wiederholungszahl werden auf Grund der schlechteren VL3 schnell zu intensiven Einheiten mit dann viel zu hoher Umfangszahl. Die Ermüdung steigt permanent. Es kommt zum Übertraining. Die auch im Sommer so nötige Basisausdauer wird von den dann folgenden „schnellen Einheiten“ spätestens bis Mitte Mai restlos aufgefressen.
Fazit aus dem Ganzen
Eine Überprüfung der Belastungsgrößen beim qualitativen Dauerlauf ist vor allem bei nicht tempofesten, also geschwindigkeitsunsicheren Athleten/Innen vor allem von Januar bis Ende April überlebensnotwendig, die prozentuale Verteilung der verschiedenen Belastungsbereiche ebenso bedeutsam. Im eigentlich umfangreichsten Trainingsbereich werden demzufolge die größten Belastungsfehler gemacht. Ein oberflächliches Abtrainieren von Kilometern kann zu großen Enttäuschungen führen und was in der Hallensaison „ohne“ spezielle Vorbereitung so leicht fiel, wird im beginnenden Sommer dann schnell zur Quälerei mit enttäuschenden Rennleistungen. Also jetzt bei den Tempoeinheiten auf hohem Niveau, aber „locker fliegen“ (es muss bei allen Einheiten ein deutlicher Puffer nach oben noch möglich sein), dafür die restlichen DL-Einheiten nicht zum Ausrasten oder geselligen Gemeinschaftslauf verkommen lassen. Nur in einer größeren Gruppe zu laufen, ist nicht ratsam. Man wird sich da immer am Schwächsten ausrichten, der in diesem Fall dann meist zu schnell, aber alle anderen zu langsam laufen.