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Das neue Meldesystem für die Deutschen Meisterschaften greift nicht

Regensburg, 1. August 2019 (orv) – Mit Spannung wartet die Leichtathletikszene auf die „Finals“ am kommenden Wochenende. Wir schreiben den 1. August, also keine 36 Stunden mehr zum ersten Startschuss. Die Teilnehmerliste ist eher immer noch vorläufig, man umschreibt das mit „Stand 31. Juli“. Meldeschluss bei den Landesverbänden war vor zwölf Tagen, in Zeiten der Digitalisierung eine gefühlte Ewigkeit. Die Vorschauen in ganz Deutschland sind längst geschrieben. So ganz richtig werden sie nicht sein. Bis vorgestern waren die „vorläufigen“ Teilnehmerlisten „noch stark fehlerhaft“, wie es ein Bundestrainer am Telefon verlauten ließ. Das „eventfördernde“ neue Meldesystem des DLV greift erneut nicht, schafft mehr Verwirrung als für die gewünschten Athletenzahlen in den jeweiligen Wettbewerben zu sorgen. Versierte Sportartinsider hatten das vorausgesagt, eine eher „beratungsresistente“ DLV AG Wettkampfwesen schlug die Bedenken stets in den Wind.

Ein deprimierter junger Athlet, dessen größter Traum die DM-Teilnahme war, schreibt uns und den Verantwortlichen: „Mit Verwunderung habe ich die Teilnehmerliste der DM in Berlin angeschaut. Da ich selbst 800m-Läufer bin, habe ich mich mit dieser Strecke beschäftigt, ohne zu wissen, ob es noch weitere, ähnliche Fälle gibt. Der Ausschreibung zufolge gibt es eine Qualifikationsnorm (1:51:00) und die maximale Teilnehmerzahl von 16 Teilnehmern. Demzufolge könnten bei nur 14 Teilnehmern mit der Norm zwei weitere Starter nachrücken oder wenn 25 Leute die Norm schaffen, dürfen alle starten. Auf der Liste sind nun 20 Teilnehmer. Hiervon haben 14 Teilnehmer die Norm erreicht. Demnach dürften zwei nachrücken. So entstehen Unruhe, Unverständnis und Demotivation bei vielen Athleten. Es ist nun das erste Jahr, indem ich mir nichts anschauen werde.“

Dieser Athlet wird derzeit keine Ausnahme sein bei Betrachtung der „Final entries“ für die „Finals“. Bei den Frauen über 1.500m gibt es gleich gar keine Vorläufe. Die geforderten 16 Athletinnen haben nicht gemeldet. Allein schon die ursprünglich in der Ausschreibung veröffentlichte Zahl „16“ hat im Vorfeld viele Insider verwundert. Normalerweise passen 24 Athletinnen in zwei Vorläufe, Läufe mit jeweils acht 1.500m Läuferinnen schauen kläglich aus, zumal meistens noch 2-3 Athletinnen aus welchen Gründen auch immer kurzfristig nicht antreten. Jetzt schaut das Finale genauso kläglich aus, höchstens zehn Protagonistinnen werden an der Startlinie stehen, weil die Regensburgerin Nada Pauer bereits wegen Verletzung zurückgezogen hat. „Beim jetzigen Stand hätten wir dieses Finale auch nach einem 5.000m Start von Miriam Dattke am Samstag, am Sonntag bereichern können“, sagt dazu der Regensburger Coach Kurt Ring. Seine Athletin hätte die drittschnellste Vorleistung ins Finale mitgebracht. Doppelmeldungen waren in diesem Jahr aber vom DLV erstmals verboten. Jenes perfekt am Reißbrett konstruierte Eventmanagement mit der gewünschten maximalen Teilnehmerzahl, die das Reglement hergibt, ist in vielen Fällen voll in die Hosen gegangen.

Warum das so lange gedauert hat mit der Veröffentlichung der Teilnehmerlisten, kann durchaus mal öffentlich gemacht werden. Die in vielen Landesverbänden perfekt arbeitende LADV-Meldesoftware ist selbst nach mehreren Jahren nicht in allen Bundesländern üblich, die verschiedenen Meldesysteme „nicht kompatibel“. Dies Gleichschaltung endlich zu vollziehen, scheint der Verantwortlichen im DLV nicht möglich zu sein. Wo anderswo ein Sekundenbruchteil dauernder Klick für ein Gesamtergebnis reicht, wird hier händisch mit enormen Fehlerquellen über viele Tage eingelesen. „Das Abgeben der Stellplatzkarten 120 Minuten vor dem Startschuss ist in der heutigen Zeit außerdem ein Unding. Der eingesetzte Scanner liest die einzelnen Meldungen blitzschnell sein. In aller Regel kann man innerhalb von 15 bis 20 Minuten die Felder zusammenstellen und veröffentlichen“, weist Ring auf weitere Schwachstellen hin.

Die Deutschen Meisterschaften waren in der olympischen Kernsportart Nummer eins schon immer ein Familienfest aller Leichtathleten. Die neuen Beschränkungsmaßnahmen lassen vermuten, dass die PR-trächtige Eventpräsentation wichtiger ist als die Masse der teilnehmenden Athleten/Innen. Im Mittelpunkt der Präsentation stehen nur noch die zehn bis fünfzehn Weltklasseathleten, der Rest ist Füllstoff und nur gefragt, soweit nötig. Zirkus ist das eben mit Sensationen und ausufernden Attraktionen, das Familienfest ist längst passé. Dafür kommen auch nur noch jeweils 15.000 Zuschauer ins Stadion, früher waren die alten Fußballstadien mit entsprechender Rundbahn anlässlich der nationalen Meisterschaften rappelzappel voll. Im Olympiastadion selbst werden an diesem Wochenende erneut Sonnenschein und hohe Temperaturen erwartet. Das sind keine guten Verhältnisse für die Langstrecke und auch nicht für die Zuschauer die bis zu vier Stunden in der Sonne aushalten müssen. Leichtathletik an einem schönen, lauen Sommerabend unter Flutlicht wäre so schön. Bei Welt- und Europameisterschaften ist dies durchaus üblich. Bei einer DM geht das nicht. Das Fernsehen macht da nicht mit, sagen die Verantwortlichen im DLV.

Fazit: Der Verband scheint sich immer mehr von seiner Leichtathletik-Gemeinde zu verabschieden. „Man feiert sich selbst“ sagen die Kritiker und meinen damit die schier zahllose Entourage der Funktionäre im Dunstkreis dieser Meisterschaften. Wenn kümmert da schon, ob Vereine, deren Athleten kurzfristig aus Zwecken des Auffüllens von Feldern nachrücken dürfen, enorme Schwierigkeiten bei der zusätzlichen Hotelreservierung haben. Im Rausch des Großen geht oft der Respekt für das Kleine verloren. Dazu gehören auch junge Talente, die gerade einmal mit Ach und Krach, aber sowas von stolz ihre erste DM-Teilnahme geschafft haben. „Fridays for future“ gibt es jetzt Gott sei Dank für’s Klima. Für die Leichtathletik selbst fehlen noch diese Demonstrationen. Deutsche Meisterschaften ohne Athleten gehen aber nicht. Die 1.500m Strecke der Damen ist ein erstes Indiz. Die schleichende Schwindsucht wird sich bald auch an anderen Stellen zeigen.