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Zulangsam1 Milde Schneider Foto

Wir sind zu langsam und zu wenige

© Lothar Pöhlitz* „Bei der Hallen-WM in Belgrad wollen wir zeigen, dass auch ein kleines deutsches Team (18 von 680 Teilnehmern, davon 6 Läufer) mit guten Leistungen für Aufsehen sorgen kann“, sagte Chef-Bundestrainerin Annett Stein in einer WM-Vorschau. Aber es war bei der WM wieder wie kürzlich bei den Olympischen Winterspielen in Peking, es waren WM-Medaillen gefragt und kein Blech. Das wollte sicher auch die Cheftrainerin als sie „Aufsehen“ angekündigt hatte. Ein solches End-Fazit - von der Weltspitze weit entfernt, die nicht nur 3 Weltrekorde präsentierte - hatte sie sich bestimmt nicht vorgestellt. 

Allein die Tatsache das vom einst stolzen DLV bei 18 möglichen Läufer-Startplätzen über die angebotenen 800 - 1500 - 3000m bei Frauen und Männern, bei diesem WM-Höhepunkt nur 6 starten wollten, macht bedenklich. Das sind doch die Disziplinen, die über eine Doppelperiodisierung einen schnelleren Fortschritt anstreben könnten / müssten.


Das Ende war wohl auch für den DLV ernüchternd - keine WM-Medaille

Ich habe bereits im Studium gelernt, dass es im Hochleistungssport um Medaillen und Siege geht

„Dafür brauchst Du - vor allen in den Vorbereitungsperioden - einen immer voll funktionierenden Körper“

Laura Dahlmeiner 

Maximillian Thorwirth Achter - Robert Farken 11. - Hanna Klein 11.

Als „Neuling im Weltniveau“ lieferte Maximilian Thorwirth ein tolles Rennen ab, ständig mit Übersicht im Rennen, wurde er im Finale mit 7:45,87 Minuten guter Achter. Nach 2:36 und 2:40 auf den 5 ersten Runden fehlten Maxi im Ziel nur 4 Sekunden für eine Medaille.  Für die etwa 2:28 für die letzte 1000 m und 26“ für die letzten 200 m der Spitze wird er in den nächsten Monaten bestimmt „arbeiten“.

Mit der Vorlauf-Qualifikation fürs Finale der besten 12, war Robert Farken vom möglichen weiteren Aufstieg ins Weltniveau überzeugt. Im Finale aber nur 11. „war natürlich nicht das, was ich mir vorgestellt habe“, sagte er, nachdem ihm nach 1200m nur Erfahrung und Motivation für mehr, vielleicht schon im Sommer 2022, blieben. Von der Spitze lief Ingebrigtsen 55,81 – 1:54,01 – 2:22,82 – 2:51,16 und verlor im kurzen Spurt gegen Samuel Tefera (ETH) in 3:32,77 Minuten. Auch er fuhr sicher mit neuen Erfahrungen nach Hause.

„Mehr Tiefen als Höhen“ konnte man bei leichtathletik.de lesen. Dazu zählten u.a. Sprinterin Gina Lückenkemper die über 60 Meter schon im Vorlauf scheiterte, Mark Reuther im VL 1:48.63 – Sam Parsons VL 7:55,94 – Hanna Klein F 11.Pl 8:48,73 - zum 5. Male bei einer EM/WM nicht im Vorderfeld platziert und Tatjana Pinto, Max Heß und 1500-Meter-Läufer Christoph Kessler waren verletzt, gar nicht in Belgrad.

       Ein Beispiel für absolutes Weltniveau demonstrierte im 1.500-Meter-Finale der Frauen Gudaf Tsegay (ETH) in 3:57,19 - offensiv von vorn in 61,83 – 2:06,17 – 2:38,21 – 3:10,28 – letzte 300 m in 47“ !

       Interessant ist auch zu registrieren, dass im 3000m Finale der Männer die letzten 1000m unter 2:30 und die letzten 200 m in 26“ gelaufen wurden

       ……. und die Läufer und Läuferinnen aus dem Äthiopischen Hochland in den 6 Laufdisziplinen ihre Trainingsarbeit mit 9 Medaillen belohnten. 

Schon die Berichte von den OS in Peking haben gezeigt, Weltniveau bedeutet auch 2022 und danach Medaillen; vierte Plätze sind Blech- oder Holzmedaillen für die Medien.

Für den langen Weg in die Weltspitze, zur Konkurrenzfähigkeit, wenn es darauf ankommt, nicht nur in den Laufdisziplinen, hilft Arbeit, Bildung, Wissen um die komplexen Aufgaben und Intelligenz, anderer Kinder-, Jugend- und Schulsport und besseres, hartes, professionelles, reizwirksames Training von Profis durch dafür ausgebildete, erfahrene Leistungssport-Coaches und „Führung“. 

Der gegenwärtige Zustand des Hochleistungssports gleicht aktuell dem unserer Bundeswehr. Auch da wird ein Aufbruch mit Material, neuen Generälen und Offizieren an der Spitze gebraucht, sondern auch mit „hochbegabten Personal“ das unter Hochleistungs-Trainingsbedingungen wie die Weltbesten trainiert. 

                                      Und wir müssen die Entwicklungszeiten verkürzen

Gerade haben mit März-Mai die 3 wichtigsten Trainingsmonate des Jahres begonnen, bevor es schon wieder um Vorzeigbares, um Qualifikationen für die EM in München bei den Deutschen Meisterschaften vom 25.-26.Juni 2022 in Berlin geht. Aber nicht einmal das Fachpersonal redete bisher über die dafür notwendigen Aufgaben.

„Wir haben insgesamt ein sehr hohes Leistungsniveau gesehen“, lobte DLV-Chef-Bundestrainerin Annett Stein auf der Hallen-DM-Abschluss-Pressekonferenz in Leipzig. Das kann doch aber nicht der Anspruch Deutschlands Olympischer Leichtathletik sein. „Von Malaika Mihambo waren die 6,81 Meter heute ein herausragender Auftritt“ konnte man lesen. Sind denn nicht die persönlichen Bestleistungen von einst, die 7,30m im Weitsprung oder die 11,21 sec über 60m der Anspruch. Und die anderen? Mihambo eine der wenigen, die in den vergangenen Wochen immer wieder bei leichtathletik.de als Foto-Stellvertreterin für gute Leistungen präsentiert wurde. 

Dabei wurde doch in der Mehrzahl der Disziplinen einer Meisterschaft das Ausgangsniveau im Hinblick auf Medaillen bei der EM 2022 in München nicht erreicht. Wenn über 3000m der Männer 8:01,43 Minuten zu einer deutschen Meisterschaft reichen ist es kein Wunder, wenn der Nachwuchs nicht schneller trainiert. Die Weltbesten laufen immer öfter schneller um 7:30 Minuten.

Wer Lauf-Medaillen will muss Lauf - Talente „anders“ ausbilden 

„Talent ist umgangssprachlich die Bezeichnung für ein Individuum, das eine entwicklungsfähige, spezifische Begabung besitzt. Seine große motorische Lernfähigkeit führt zu einer leichteren und schnelleren Beherrschung von Bewegungen, wenn möglich schnelle. Spezifische physische Voraussetzungen für eine Sportart können gepaart mit psychischen Faktoren und einer über dem Durchschnitt liegenden Bereitschaft hohe sportliche Leistungen erbringen zu wollen, zu herausragenden Leistungen führen“ (Röthig - Sportwissenschaftliches Lexikon)

Alles ist Anpassung - 10000 Übungsstunden benötigen Talente, um außergewöhnliche Fähigkeiten auszuprägen. Talente werden geschaffen. Wunderkinder gibt es nicht. (ERICSSON-USA-2008)

Im modernen Hochleistungssport erfordert die Ausbildung einer überdurchschnittlichen Begabung von Talenten zu Spitzenathleten die Vorbereitung auf das Hochleistungstraining durch Profi-Nachwuchstrainer

„Die Eignung für eine Laufstrecke im Sprint-, Mittel- oder Langstreckenlauf wird durch das individuelle Verhältnis der anaeroben oder aeroben Energiebereitstellung - deren organisches Korrelat der genetisch determinierte Muskelfasertyp ist – bestimmt“ (Dickhut 1990)

„Nachwuchsleistungstraining ist zugleich Eignungserkennungstraining und soll auf das Hochleistungstraining vorbereiten. Dabei ist wichtig die Leistungsvoraussetzungen für die zukünftige Spezialdisziplin, im Sprint, in der aeroben Kapazität und in den Kraftfähigkeiten zu erkennen bzw. zu erarbeiten.

„Erziehen, entwickeln wollen erfordert fördern und fordern zugleich. Jeder ist für irgendeine Disziplin oder Sportart talentiert, es ist Aufgabe der Trainer dies möglichst früh zu erkennen, sie der jeweiligen Disziplin / Sportart ohne persönliche Egoismen zuzuführen und entsprechend auszubilden. Genetisch festgelegt ist, ob die Muskulatur eher schnellkräftig oder verstärkt ausdauernd ist“ (Lothar Pöhlitz 1986)

„Die Erfahrung lehrt, dass nicht alle Talente über die notwendigen Intelligenzvoraussetzungen verfügen, um die privaten, schulischen und Trainings- und Wettkampfaufgaben erfolgreich miteinander zu verbinden. Intelligenz ohne Leistungsbereitschaft und ohne starke Willensqualitäten führt nicht zu Spitzenleistungen. Erfahrung ist auch, dass Sportler im Endeffekt nur können, was sie können wollen“.  (Lothar Pöhlitz 1987)

„Je härter man trainiert – sei es in der Musik, im Sport oder in der Wissenschaft, um so besser wird das Ergebnis. Amerikaner, Afrikaner, Japaner oder Chinesen arbeiten meist härter als Europäer.“ (Lang Lang im FOCUS 15/2009)

Die Ausbildung von Begabten setzt organisierte Zeit zum täglichem Üben voraus, dies gilt für Sänger, Pianisten, Artisten, Schwimmer und auch für Läufer, die eines Tages vor einem großen Publikum erfolgreich auftreten wollen.

Junge Sportler die früh beginnen und seit frühester Kindheit mit Spaß üben haben einen Übungsvorsprung der kaum aufzuholen ist. Es ist aber auch Erfahrung, dass durch intensives Üben noch deutliche Fortschritte bis ins späte Alter möglich sind.

„Konstitutionell-anatomisch günstige Voraussetzungen stellen nur einen Teilbereich der sportlichen Leistungsfähigkeit dar. Analysen zeigen, dass bis zu 60% Sportverletzungen oder Sportschäden und ein daraus resultierender frühzeitiger Karriereabbruch auf ungünstige Voraussetzungen zurückzuführen sind.“ (Lohrer 1990)

Belastbarkeit und siegen wollen sind wichtige Voraussetzungen für mehr

„Erfolgreiche Entwicklungsverläufe von jungen Nachwuchsathleten im Leistungssport sind wesentlich von ihrer „Belastbarkeit“ abhängig. Sie ist durch genetische Anlagen, sowie durch exogene und endogene Einflüsse bestimmt. Die Belastbarkeit entscheidet maßgeblich über die mögliche Kontinuität des individuellen, langfristigen Trainings- und Leistungsaufbaus“ (Fröhner 2008)

„Belastbarkeit ist nicht angeboren, sondern das Ergebnis möglichst früh im Kindertraining beginnender allgemeiner- und spezieller vielseitiger Einwirkungen auf den Organismus durch systematisch zunehmende Anforderungen, auch mit Übungen zur Ganzkörperkonditionierung und Schwachstellenbeseitigung“. (Lothar Pöhlitz 1979)

Kinder-Trainingszentren in den Landesverbänden mit Vorbildcharakter könnten das notwendige Entwicklungstempo erhöhen

 

Prof. W. Kindermann definierte schon 1990 die Talent-Voraussetzungen aus sportmedizinischer Sicht wie folgt:

Leistungsphysiologisch hinsichtlich der dominierenden leistungsbestimmenden Faktoren der Sportart genetisch herausragend determiniert   

       (aerobe + anaerobe Leistungsdiagnostik)

orthopädisch hoch belastbar (keine anatomischen Anomalien)

internistisch gesund und wenig krankheitsanfällig  

(keine erhöhte Infektanfälligkeit, hoher Substitutions-Bedarf, mental stabil - keine Trainingsweltmeister)  

Zulangsam2 Kiefner Foto

Talent und Training sind untrennbar miteinander verbunden. Talente erkennt man nur, wenn sie sich auch betätigen. Entwicklungen bis hin zur Weltspitze sind selbst für hoch veranlagte Athleten nur durch kluge, jahrelange harte Arbeit möglich. Landes-Leistungs-Trainingszentren wären eine Strategie und Hilfe. 

„Talente zeichnen sich durch überragende genetische Voraussetzungen aus und lernen schnell. Beim Laufen müssen von der physischen Seite her Herz und Lunge, die Sauerstoffaufnahme, der anschließende Transport und die Verwertung in der Muskelzelle zur Energiegewinnung durch Training immer besser funktionieren. Die Menge der Enzyme und Mitochondrien – deren Produktion und Leistungsfähigkeit sind von enormer Bedeutung –, die Hormonproduktion, Eiweiß-Synthesen und vieles mehr. Psychische- und Charaktereigenschaften sind nichtminder bedeutend“ (Dieter Hogen - race-news-service.com)

„Talent, hohe und höchste Leistungsmotivation, Unterstützung durch Eltern, Schule und Umfeld, eine frühzeitige, nicht nur koordinative, sondern auch konditionelle Vorbereitung im Kindes- und Jugendalter, langfristige und gesunde Steigerung der Belastung, permanente Kontrolle des Belastungszustandes und der Belastbarkeit, hochkompetente Trainer, optimale wissenschaftliche Unterstützung für Mensch und Material, finanzielle Absicherung während des Leistungssports mit Vorbereitung auf eine berufliche Karriere danach und schließlich Zeit für den Leistungssport“ (M.Reinsch / Mester 2009)

„Talent und Gene, das Umfeld (Trainer, Eltern etc.) und eine gute Balance zwischen Training und Erholung bilden die Grundlage. Wichtig ist aber die gezielte Arbeit von klein auf. Je früher man mit dem Training startet, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit an die Spitze zu kommen. Neben der täglichen, auch harten Arbeit spielt die Qualität dieser Arbeit eine große Rolle“ (Anders Ericsson – USA)

„In einer Generation, die den Abend für Freizeitaktivitäten erst ab 23 Uhr definiert, für die die Nacht Bestandteil des Tages geworden ist, die ein nahezu rastloses Verlangen hat, an allem teilzuhaben, die sich als Sportler teilweise als Außenseiter abgestempelt sieht, ist es schwer, aber unumgänglich einen sporttauglichen Lebenswandel zu fordern. Viele Athleten machen mit ihrem selbstgeschaffenen Tagesregime, mit der Unfähigkeit zu Prioritäten, mit der mangelnden Bereitschaft oder Einsicht Verzicht zu leisten, ihr Talent und alle Trainingswirkungen zunichte“. (von Papen 2008 – Leichtathletiktraining)

Der DLV und die Landesverbände müssten endlich handeln, eine Scout-Struktur mit Kids-Coaches in den Vereinen und Sportschulen organisieren und die Funktion, Aufgaben und Fachtrainer-Besetzung an den Landesleistungs- Bundesleistungs- bzw. Trainingszentren für ihre Kader auf ein Niveau anheben, das die Leichtathletik eines Tages – vielleicht 2032 in Brisbane - wieder auf breiter Front international konkurrenzfähig macht. 

Auch wenn gegenwärtig der Russland - Ukraine - Krieg die Ampel-Regierung voll in Anspruch nimmt, gibt es doch sicher Staatssekretäre die für den Kinder-, Jugend-, Schul- und Hochleistungssport zuständig sind. Man hat das Gefühl sie sind schon länger im Urlaub.

Auch eine leistungsorientierte Sportschulstruktur mit bereits täglicher Grundausbildung / Training von echten Talenten wäre für alles d i e hilfreiche Basis auch für wieder Konkurrenz in den Mittel- und Langstreckendisziplinen.

Die Verantwortung für die Nachwuchsausbildung liegt beim DLV – die Qualität der Talente und Trainer entscheidet alles – von den BASICS bis zum U20-Kader.  

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© Lothar Pöhlitz – Dipl.- Sportlehrer für Leistungssport / Sportwissenschaftler / 1959-1971 Trainer und Cheftrainer beim SC Chemie Halle / Nachwuchsverbandstrainer Lauf / 1971 – 1979 Leiter des Wissenschaftlichen Zentrums für Lauf - Trainingsmethodik des DVfL / 1979-1985 Sprint-Trainer beim TSV Bayer 04 / 1980-1998 DLV-Bundestrainer Mittelstrecke – Langstrecke – Marathon / zuletzt Teamleiter Marathon-Straßenlauf / 3x Olympia-Trainer für Deutschland / Langjähriger Dozent an der Trainerakademie und DLV-Trainerschule / seit 2006 Leichtathletik Coaching Academy

Layout Bettina Diller