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Ein Faktencheck von Jürgen Mallow

Dieses Ergebnis hatten wir nicht erwartet, der große DLV erstmals ohne Medaille bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften. Dazu nur 36 Punkte in der Nationenwertung der Plätze 1 bis 8, weniger gab es nur im Vorjahr.


Zuerst einige Einblicke in die Welt zwischen Fiktion und Realität. In einem bemerkenswerten Interview während der Team-EM 2023 kündigte DLV-Sportdirektor Bügner an, dass nach der WM in Budapest abgerechnet wird: „dann gibt es keine Ausreden mehr“. Unmittelbar vor Beginn der WM hat er angekündigt, „dass es Veränderungen im DLV geben muss“. In Budapest zog er dann das Fazit: „Die Weltspitze hat sich signifikant weiterentwickelt. … Die Medaillen verteilen sich auf immer mehr Nationen.“


Dr. Bügner ist ja noch keine sechs Monate im Amt. Der Abwärtstrend des DLV setzte bereits 2016 ein, 2019, 2021 und 2022 gab es die schlechtesten Ergebnisse bei WM und Olympischen Spielen seit 2003/2004. Dennoch war man sich trotz des Debakels in Eugene sicher, dass es bereits in diesem Jahr, bei einer WM in Europa, ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Paris, deutlich bessere Resultate geben wird.


Bestärkt wurde der DLV zusätzlich von der wissenschaftlichen Expertise des DOSB, die ihm noch im Oktober 2021 (mehrere Jahre, nachdem die negative Entwicklung im internationalen Vergleich einsetzte) im PotAS (Potenzial-Analyse-System) den ersten Platz innerhalb der Sommersportarten in Deutschland zusprach. In der Subanalyse waren es im Bereich Kaderpotenzial und Leistungsentwicklung 100%, bei der Struktur 94,62%, in der Rubrik Erfolg (36,55%). Mit dieser Bewertung verbunden erfolgte ein weiterer Finanzierungs-Schub sowohl bei den Mitteln für die Sportförderung als auch für die Anstellung von Leistungssport-Personal.


Ein erster Fakten-Check zeigt, dass auch Dr. Bügner wie alle anderen Mit-Verantwortlichen es nicht so genau nimmt, wenn es um die Einordnung geht: wo stehen wir im internationalen Vergleich, welches sind die Ursachen. Ein simpler Vergleich der Siegleistungen bei der WM 2009 in Berlin mit denen dieses Jahres zeigt, dass es in etwa 50% aller Disziplinen keine signifikante Weiterentwicklung in der Weltspitze gab, eine kleine Auswahl:
(jeweils Disziplin/Siegleistung 2009, Siegleistung 2023):


Männer
100m 9,58sec/9,83sec; 200m 19,19sec/19,52sec; 400m 44,06sec/44,22sec; 800m 1983 ! Willi Wülbeck 1 :43,65min/1 :44,24min; 3000m Hindernis 8:00,43min/8:03,53min; Weit 8,54m/8,52m; Drei 17,73m/17,64m; Hammer 80,84m/81,25m; Speer 89,59m/88,17m; Zehnkampf 8790 Pkt./8909 Pkt,/ 4x100m 37,31 sec/37,38 sec 4x400m 2;57,86min/2:57,31min

Frauen
100m 10,73sec/10,65sec; 400m 49,00sec/48,76sec ; 800m 1:55,45min/1:56,03min; 100m Hürden 12,51sec/12,43sec ; 400m H. 52,42sec/51,70sec ; Hoch 2,04m/2,01m ; Weit 7,10m/7,14m ; Drei 14,95m/15,08m; Kugel 20,44m/20,43m; Hammer 77,96m/77,22m; Speer 67,30m/66,73; Siebenkampf 6731 Pkt./ 6740 Pkt.; 4x400m 3:17,83min / 3.20,27min


Zahlen lügen nicht, Fakes helfen hier nicht weiter. Eine weitergehende Analyse (etwa, wenn man die Leistungen heranzieht, die für den Gewinn einer Bronzemedaille nötig waren) zeigt ein nahezu gleiches Bild.


Wenn wir zusätzlich in Betracht ziehen, dass die Weiterentwicklung von Laufbahnbelägen und Wettkampfschuhen ebenso wie die von Sprungstäben in den letzten Jahren einen erheblichen Anteil an der Leistungsverbesserung haben, ist der größere Abstand, den die DLV-Athleten zur Weltspitze haben, jedenfalls nicht mit dem Verweis aus die Leistungsentwicklung weltweit zu erklären. Die generelle Frage wäre ohnehin eher: Warum werden die anderen besser, wir aber nicht?


Auch die Aussage, dass sich die Medaillen auf immer mehr Nationen verteilen, ist falsch (damit hatte sich schon Annett Stein, die Cheftrainerin im DLV, 2021 und 2022 versucht). Fakt ist, dass es bereits 2007 46 Nationen waren, die Medaillen errungen haben. 2023 waren es ebenfalls 46. Also: zwei Aussagen, beide falsch. Wem hilft das?


Fakt ist, dass die DLV-Nationalmannschaft inzwischen deutlich weniger konkurrenzfähig ist als noch vor 10 bis 15 Jahren. Sowohl 2007 bei der WM in Osaka als auch bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 erreichten 50% der nominierten Athletinnen und Athleten einen Finalplatz, in den klassischen Staffeln 4x100m und 4x400m war der DLV in jeweils drei der vier Finals vertreten.


Die Ursachen dafür liegen im Verband, bei denen, die für den Leistungssport verantwortlich sind. Paul Schmidt hatte 2004, nach den ernüchternden Ergebnissen bei der WM 2003 in Paris und 2004 bei den Olympischen Spielen in Athen, gefordert: „alles muss auf den Prüfstand!“. Im vergangenen Jahr gab es nach der WM in Eugene dieselbe Maxime. Man ist wohl noch nicht so recht fündig geworden. Dr. Bügners „Erfolgsformel“ besteht aus drei Elementen, die im Grunde selbstverständlich sind: „wir brauchen hochtalentierte Athletinnen und Athleten, hochqualifizierte Trainer und optimale Rahmenbedingungen“. Mein Lehrmeister Bert Sumser sagte häufig, „Vom Wissen zum Tun ist ein weiter Weg“. Es geht nicht um das (selbstverständliche) WAS ist wichtig, sondern um das viel schwierigere WIE können wir es erreichen.


Wenigstens verweist der DLV diesmal nicht auf den doch traditionell guten Nachwuchs. Bei der Junioren-EM dieses Jahres gab es nur acht Medaillen für den Verband, früher waren es immer mindestens zwölf, manchmal mehr als zwanzig. Auch auf dem Weg, unsere besten Nachwuchsathleten weiter zu entwickeln, waren wir früher schon erfolgreicher.
Der Verband wäre gut beraten, wenn die Einheit von Denken, Reden und Handeln wieder zur Maxime wird. Das hat uns zwischen 2004 und 2009 weit vorangebracht. Es geht in allererster Linie um Personen, um hochqualifizierte Trainer und konkurrenzfähiges, intelligentes Training. Auch um Führungskräfte, die in der Lage sind, die erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen. Es geht auch um Terminkalender und Kadernormen, um mittel- und langfristige Konzeptionen einerseits, um Individualisierung andererseits, um die Einbindung aller Partner und nicht zuletzt um Kommunikation und Information. Da gibt es viele Bereiche, in denen noch erhebliche Reserven schlummern.